nach der Melodie „Aba heit is koit“
Der Schäfflertanz lässt sich in verschiedene Tanzfiguren unterteilen. Diese Figuren haben verschiedene Bedeutungen und werden im folgenden genauer beschrieben. Die Erläuterungen sind angelehnt an den Beschreibungen von Irene Kristen-Deliano, aus ihrem Buch “Der Reifenschwinger” und werden durch eigene Erfahrungswerte ergänzt.
Beim Aufmarsch oder Einmarsch wird meistens der bayerische Defiliermarsch 1850 oder auch gerne der Egerländer Fuhrmannsmarsch gespielt. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

Beim Durchtanzen durch die eignen Bögen kann das als Sinnbild für die Überwindung der Pest gedeutet werden. Es ist eine Art Neuanfang oder Reinigung: Man “tritt hindurch” und lässt das Vergangene hinter sich. (eigene Quelle)

Zum einen stärkt die Schlange das Zugehörigkeitsgefühl jedes Einzelnen zur Gemeinschaft. Zum anderen gibt es eine Sage: “Hier kroch die Schlange, der Lindwurm, aus der Erde und verbreitete mit seinen giftigen Dämpfen gleich einem schnaubenden Drachen, die Pest in Stadt und Land”. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

Laube – (Sommerhaus). Im Tanz symbolisiert das gemeinsame Haus der Schäffler die Zunft, in der sich jeder aufgehoben fühlt. Gleichzeitig erinnert es daran, dass laut Ratsbeschluss Menschen, die von der Pest betroffen waren, im eigenen Haus eingesperrt wurden – es wurde ihnen zum Gefängnis. In dieser Tanzfigur rücken die Schäffler eng zusammen. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

Das Kreuz ist als sehr altes Schutzzeichen bekannt. Seit langer Zeit dient es zur Abwehr des Bösen. Ebenso ist es das Symbol für Glaube und Hoffnung im christlichen Sinne. “Die Beziehung zwischen Gott und den Menschen, eng verbunden mit Schuld und Sühne”. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

In diesem Abschnitt zeigt sich das Kleeblatt (vier kleine Kreise) als Symbol des Glücks. Nach der grausamen Geißel Gottes beginnt das Leben sich wieder zu bewegen – wie Zahnräder, die harmonisch ineinandergreifen. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

Die Krone steht symbolisch für Unabhängigkeit, aber auch für Fruchtbarkeit und Wachstum – im Sinne des Erntedanks. Sie vermittelt eine gewisse Souveränität gegenüber den Schäfflern, zugleich aber auch Respekt gegenüber Herzog Wilhelm IV. Er ließ in Wasserburg die Burg im heutigen Sinne errichten und unterzeichnete 1516 in Ingolstadt das Reinheitsgebot des Bieres. Nach der überstandenen Pest im Jahr 1517 gestattete er den Münchner Schäfflern aus Dankbarkeit, ihren Zunfttanz alle sieben Jahre öffentlich aufzuführen. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

Das Schlagen am Fass der Schäfflermeister mit ihren traditionellen Werkzeugen, im Takt zum Changieren, zeigt die Ausführung ihrer eigentlichen Arbeitsschritte beim Fass-bau. (eigene Quelle)

Dieser Teil des Tanzes drückt die große Freude über den Sieg und zugleich die schwere Last aus, die die Pest mit sich brachte. Jeder nimmt sein Leben wieder selbst in die Hand. Im Vorbeitanzen grüßt man einander – verbunden durch das gemeinsame entrinnen der Pest. (Changieren)
“Beim Reifentreiben auf das 50 Liter Fass im Rhythmus des 2er Taktes wird gezeigt, dass zur wiedergewonnen Lebensfreude auch die Arbeit und der Alltag dazugehören. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

Reifenschwung. Einerseits erleben die Zuschauer, mit welch großer Geschicklichkeit die Schäffler ihr Handwerk ausüben – was immer sie anpacken, gelingt ihnen. Am Schluss erhebt der Reifenschwinger sein Glas und spricht der Bevölkerung einen Wunsch auf Gesundheit aus. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

Zum Abschluss des Tanzes steigt der Schäfflermeister aufs Fass und ruft laut „Gut Spunt!“ – die Schäffler antworten im Chor und bekräftigen damit ihren Zusammenhalt und ihre Tradition. Bei den Wasserburger Schäfflern handelt es sich um einen echten Schäffler, der dieses Handwerk noch erlernt hat. (eigene Quelle)

Der Oberkasperl steht nach dem Schäfflermeister auf dem Fass, wendet sich mit spitzer Zunge an den Tanzbesteller und die Bevölkerung. Meistens bedankt er sich nicht ohne den ein oder anderen lockeren Spruch (derblecken). (eigene Quelle).

Der Ausmarsch wird ebenfalls musikalisch begleitet, jedoch kann hier die Wahl des Musikstückes variieren. Nach dem Ausmarsch verteilt sich die Schäfflertanzgruppe in der Menge. (Quelle: “Der Reifenschwinger”)

Fotos: Werner Gartner
Quelle Text: “Der Reifenschwinger”, 1. Auflage 2018, von Irene Kristen-Deliano